Paradise



12.8. – 19.9.2006

Ludwig Rauch : Paradise
Neue Fotografien
Laudatio: Michael Freitag
Ausstellungseröffnung: Freitag, den 11.8.2006, 20.00 Uhr
Finissage: 19.9.2006, 19.00 Uhr
Lesung: Texte zum Paradies

Paradiese, das sind Verheißungen von einem glücklichen Jenseits. Es gibt ihrer so viele wie es Religionen gibt. Nicht gerechnet die, die in das private Hoffnungssystem eingearbeitet sind. Sie sollen Trost bieten, Handlungen steuern und helfen, mit Enttäuschungen fertigzuwerden. Und sie sollen der Gewißheit des Todes das Endgültige nehmen. Paradies, das ist der Projektionsort unserer Wünsche, jenes „Später“, das alles, was man getan oder nicht getan hat, erklären und damit hinter uns bringen wird. Manche nennen das Glück.

„Paradise“ steht in Leuchtschrift am Museum of Contemporary Art, das Ludwig Rauch fotografiert hat, als er dort die Art Basel Miami besuchte. Das Signal war da und mit ihm ein Stichwort, das die nebeneinander entwickelten Arbeitsstrecken des Fotografen auf einen Punkt brachte, Jedenfalls, wenn man sie ausstellen wollte. Es geht um Kunstwelten, um die Welt der Kunst und um deren Schauplätze. Hier ist es eine Großparty unter Palmen, hinter dem Funkeln der Cocktails, im Glanz schöner Frauen, die sich in riesigen Limousinen spiegeln. Rauch fotografiert die Protagonisten und ihre Szene, die sich als jene Traumwelt gibt, in der Geld und höherer Sinn sich nicht mehr im Wege stehen.

Verheißung von Glück, so könnte schließlich jede Kunstmesse heißen. Aber es gibt nur eine Stadt, die dieses Logo auch für sich in Anspruch nehmen kann: Venedig. Rauch hat diesen unwirklichen Ort inmitten seines alltäglichen Untergangs über Jahre fotografiert und Stilleben von Gefährdung und Unvergänglichkeit gefunden, nicht weit von den Gärten, wo die Kunst-Biennale der Nationen als eine Art Lagunen-Miami stattfindet.

Wo soviel Licht ist muß auch Schatten sein und umgekehrt. Die Idee vom Paradies gibt es ja nur, weil von Anfang an Angst ist in der Welt. Die tiefste ist die vor dem Sterben. Man kann den Tod verallgemeinern, das Sterben nicht. Und so hat Rauch am unfaßbaren Geschehen aus der Nähe des Privaten teilgenommen. Die Bilder erst machen es möglich, Schmerz und Trauer in den Abstand der Würde zu heben. Und Bilder können selbst Paradiese werden, wenn sie das Ewige als Übergang und die Augenblicke des Todes als Folgerichtigkeit sichtbar machen, die sich fortsetzt, solange wir die Bilder davon haben.

Diese Ausstellung verspricht Vielfalt und Komplexität in offenen Bezugsfeldern. Was man zu sehen bekommt, ist eine großartig und mit Freude fotografierte Welt, die sich so wenig festlegen läßt wie diese Art, sie zu fotografieren.

Michael Freitag

 
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