It‘s now


 


21.8. – 2.10.2020

It‘s now
Anthropozän – fridays for future – gesellschaftliche Gegenwarten … mit den Mitteln der Kunst … Zeichnung, Skulptur, Video, Malerei, Installation und Fotografie kuratiert von Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr

Künstler*innen:
Andrea Baumgartl, Jaana Prüss, Artur van Balen, Daniel Chluba, Meike Kuhnert, Alfred Banze, Willi Tomes, Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr

Ausstellungseröffnung: Freitag, den 21.8.2020 von 17 – 21 Uhr im Garten der Galerie mit Führungen durch die Ausstellung

Veranstaltungen zur Kunstwoche der Kommunalen Galerien: It‘s now – Salonabend mit den Künstler*innen Teil 1 und 2

Dienstag, 1.9.2020, 19 Uhr mit Christine Falk & Alfred Banze / Camping Akademie e. V., Jaana Prüss, Andrea Baumgartl / Musik: Stephan Groß & Alfred Banze, AV-Gruppe Kopi Kaputa

Donnerstag, 3.9.2020, 19 Uhr mit Meike Kuhnert, Willi Tomes, Daniel Chluba / Musik: DJ Ilo Pan alias Willi Tomes

Donnerstag, 24.9.2020, 20 Uhr Lesung mit Kai Pohl & Ilka Haederle organisiert von Prolog – Heft für Zeichnung und Text

Entsprechend der Corona-Bestimmungen bitten wir um Anmeldung zu den Veranstaltungen telefonisch oder per E-Mail.


Einladungskarte >>>


Presseinformation Ausstellung Galerie Alte Schule Adlershof, 21.08. – 02.10.2020

It‘s now
Künstler*innen: Andrea Baumgartl, Jaana Prüss, Artur van Balen / tools for action, Daniel Chluba, Meike Kuhnert, Alfred Banze, Willi Tomes, Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr

Kuratiert von: Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr in Kooperation mit der Galerieleiterin Nora Pijorr

What do we want? Climate justice. When do we want? Now. Mit dieser Losung haben die Teilnehmer*innen der wöchentlichen fridays for future Mahnwachen im letzten Jahr ihren Unwillen ausgedrückt. Ihren Unwillen darüber, in einer Welt leben zu müssen, die sich für die Zukunft der nächsten Generationen überhaupt nicht interessiert. „Future is now“ sang Nina Hagen vor fast 40 Jahren. Und: „Sklave wer wird dich befreien? Sklaven werden dich befreien!“ (nach Bertolt Brecht)
Doch was genau kennzeichnet die Gegenwart, jenes Zeitfenster zwischen Vergangenheit und Zukunft, von der ein alter chinesischer Slogan sagt: „Die Gegenwart ist die Zukunft der Vergangenheit“ aus künstlerischer Sicht?

Die Ausstellung It‘s now versammelt neun künstlerische Positionen, die sich mit gesellschaftlichen Gegenwarten auseinandersetzen, thematisch und inhaltlich und/oder anhand des gewählten Materials.

Die Fotografin Andrea Baumgartl hat die Jugendlichen der Fridays for Future bei ihren seit 2019 laufenden Protesten in Berlin von Beginn an begleitet. Vor kurzem erschien ihr Fotoband „Wir sind hier, wir sind laut: Fridays for Future.“. In der Ausstellung zeigt sie großformatige Fotodrucke aus ihrem Buch. Um gesellschaftliche Gegenwarten geht es auch bei Artúr van Balen / tools for action. Die in der Ausstellung zu sehenden Spiegelwürfel wurden u. a. 2016 gemeinsam mit Dortmundern Bürger*innen hergestellt, um gegen einen Neonazi-Aufmarsch zu protestieren. Eine Videoarbeit in der Ausstellung zeigt das choreografierte Training mit den Würfeln in Dortmund. Das andere Video dokumentiert den Einsatz der Spiegelwürfel bei der Klimakonferenz in Paris 2015. Ganz aktuell war einer der Würfel bei der Räumung der Neuköllner Szenekneipe Syndikat zu sehen.
Anton Schwarzbach greift in seinen Pixelzeichnungen immer wieder die Schutzlosigkeit des Individuums gegenüber einer sich immer autoritärer und hierarchischer positionierenden Gesellschaft auf. Es sind oft die am Rande Stehenden, denen er in seinen schwarz-weiß gehaltenen Arbeiten eine Stimme gibt, begleitet durch Textfragmente eines unsichtbaren Chores. Daniel Chluba erzählt anhand der ausgestellten Objekte und Bilder dokumentarisch von seiner Arbeit. Der stets in rot gekleidete Aktionskünstler, der sich schon mal als Hartz-IV-Prinzessin in einer Sänfte zum Richtfest des Berliner Schlosses tragen ließ, greift ironisch gesellschaftliche Missstände auf und zieht sie oft gemeinsam mit dem Publikum ins Extreme. Die Arbeiten der Malerin Meike Kuhnert entziehen sich den klassischen Genregrenzen. Mit farblichen Stoffen aus industrieller Massenproduktion definiert die Künstlerin Farbflächen, die sie manchmal mit dem Pinsel ergänzt. Sie lässt farbige „Ärmel“ aus den Bildern hängen und bringt in ihren aktuellen Bildern Masken auf die Leinwand. Willi Tomes nutzt für seine Bilder u. a. Acryl-Schallplatten als Material. Aus kleinsten unterschiedlich farbigen Acrylteilchen entstehen abstrakte Landschaften, deren Äquivalente in der Realität oft bedroht sind. Seine Sockel aus Plastikmaterialien dienen nicht als Postament für eine Skulptur, vielmehr werden sie selbst zum Kunstwerk. Um Plastik geht es auch in den von Alfred Banze präsentierten Arbeiten. Der Künstler thematisiert seit vielen Jahren mit dem Projekt „Social Plastic“ die Vermüllung der Erde durch Plastiktüten. Oft als gemeinschaftliches Kunstprojekt mit Kindern oder Anwohner*innen ausgelegt, reiste das Projekt durch verschiedene Länder. Die Ausstellung dokumentiert diese künstlerische Arbeit u. a. mit einer Stupa und einem Kreuz aus Plastiktüten. Plastik spielt auch bei Dorit Trebeljahr eine Rolle. Die Bildhauerin nutzt kleine Plastikformteile und Akupunkturnadeln als Material für ihre Skulpturen. In der Ausstellung zeigt sie u. a. ein künstliches Stück Wiese, inszeniert im natürlichen Habitat. Ihre Plastikskulpturen versteht die Künstlerin als „Formen des Anthropozäns“. Jaana Prüss installiert mit feinsten Naturmaterialien und fokussiert damit die Zerbrechlichkeit unserer Umwelt. Mit ihrer Fotoarbeit und der Installation alter rostiger Gartengeräte wirft sie Fragen zu längst vergessenen Kulturtechniken, Ernährung und Selbstversorgung auf.

Seit Januar 2020 läuft die Planung der Ausstellung. Vor gut 8 Monaten war nicht absehbar, wie stark die vor allem existenzielle Gegenwart im Schaffen fast aller Künstler*innen in den Vordergrund rücken würde. Die prekäre Situation, in der viele Künstler*innen leben und arbeiten, hat sich deutlich verschärft. Die Auswirkungen der Corona-Eindämmungsmaßnahmen führen noch dazu zu einem gesellschaftlichen Ausschluss: Als „nichtsystemrelevant“ erhalten Kunstschaffende kaum bis gar keine Unterstützung zur Bewältigung und Kompensation ihrer Einnahmeverluste. Die Präsentation der Ausstellung It’s now kann unter diesen Umständen nicht einfach als selbstverständlich angenommen werden. Sie ist als Kraftakt der Künstler*innen zu würdigen.

Neben den Künstler*innen brauchen wir als Gesellschaft auch die Orte, an denen Kunst gezeigt, besprochen und vermittelt wird. Diese Orte müssen fester Bestandteil jeder Kommune sein. Die Ausstellung It’s now wird eine der letzten in der Galerie Alte Schule Adlershof vor deren Umbau sein. Mit dem Umbau einher geht die Umstrukturierung der Galerie, für die zukünftig keine Galerieleitungsstelle mehr vorgesehen ist. Im Artikel 5 des deutschen Grundgesetz ist der Schutz der Kunstfreiheit festgeschrieben. Der Staat erkennt damit auch die Schutzwürdigkeit künstlerischen Schaffens an. Wenn diesem die Grundlage entzogen wird, weil z. B. die Orte zur Verbreitung der Kunst immer eingeschränkter agieren oder gar ganz schließen, weil z. B. vielen Künstler*innen die existenzielle Grundlage entzogen wird, ist diese Schutzwürdigkeit nicht mehr gegeben.

Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr (Kurator*innen It’s now)

Veranstaltungen zur Kunstwoche der Kommunalen Galerien: It‘s now – Salon zur Ausstellung
Dienstag, 01.09.2020, 19 Uhr
Ganz im Sinne der Salonkultur erwartet die Gäste ein moderierter Abend mit den Künstler*innen der Ausstellung – im Gespräch über ihre Arbeit und ihre Projekte. Wir sprechen mit Andrea Baumgartl u. a. über ihr Buch „Wir sind hier, wir sind laut: Fridays for Future.“ Christine Falk & Alfred Banze / Camping Akademie e.V. präsentieren ihr Projekt SOCIAL PLASTIC. 3 Plastic Songs von Frank Zappa, Sly & the Family Stone und den Kings runden den Abend ab.
Gäste des Abends: Christine Falk & Alfred Banze / Camping Akademie e. V., Jaana Prüss, Andrea Baumgartl / Musik: Stephan Groß & Alfred Banze, AV-Gruppe Kopi Kaputa / Moderation des Abends: Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr

Donnerstag, 03.09.2020, 19 Uhr
Im zweiten Teil unseres Ausstellungssalons hören wir den Text zur Arbeit Capitalism feels like minimal Art von Daniel Chluba, lauschem echten Vinyl-Sound von DJ Ilo Pan alias Willi Tomes und haben natürlich auch wieder jede Menge Fragen an unsere Gäste. Zudem stellen wir die aktuelle Ausgabe der Künstlerzeitschrift Prolog – Heft für Zeichnung und Text vor.
Gäste des Abends: Meike Kuhnert, Willi Tomes, Daniel Chluba / Musik: DJ Ilo Pan alias Willi Tomes / Moderation des Abends: Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr

weitere Veranstaltung:
Donnerstag, 24.09.2020, 20 Uhr
Lesung mit Kai Pohl & Ilka Haederle und der Künstlerzeitschrift Prolog – Heft für Zeichnung und Text

 

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Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa – Ausstellungsfonds Kommunale Galerien Berlin