DONGCHAY – VIETNAM IM FRIEDEN



26.6.-7.8.2010

DONGCHAY – VIETNAM IM FRIEDEN
Ein Fotografieprojekt der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle

Begrüßung: Frau Gabriele Schöttler, Bezirksbürgermeisterin Treptow-Köpenick von Berlin
Grusswort des Botschafters der sozialistischen Republik Vietnam in Deutschland, Herrn DO HOA BINH
Einführung: Prof. Rudolf Schäfer, Halle
Musik: Lotus-Ensemble, traditionelle Musik aus Vietnam
Ausstellungseröffnung: Freitag, den 25.6.2010, 20 Uhr

Dōng Chảy (Vietnamesisch), panta rhei (Heraklit, Griechisch) – alles fließt im Deutschen. Vietnam im Frieden. Zehn Deutsche, ein Vietnamese und eine Albanerin fotografieren künstlerisch und dokumentarisch vier Wochen in der Sozialistischen Republik Vietnam. „Wir erlebten ein Land“, so Justus Richter, Student im 3. Studienjahr, „wie es gegensätzlicher nicht sein kann und eine Gastfreundschaft, wie sie ohne eine Gegenleistung zu fordern eben nur ein Bruder, gleichsam stellvertretend für die Familie, zu leisten im Stande ist.“

Kaum ein Krieg außerhalb Europas wurde hierzulande so empathisch empfunden wie der Vietnam-Krieg in seinem Ungleichgewicht der Kräfte, der ökonomisch-technologischen Überlegenheit hier, der zähen Tapferkeit dort und dem unendlichen Leid der Zivilbevölkerung zwischen den Fronten. Die Bilder davon hallen bis heute nach. Vierzig Jahre später führen uns die Bilder der Ausstellung in ein friedliches Land. Alltagsszenen und Stimmungen, teilnahmsvoll wahrgenommen. Im Blick auf das kulturell Andere spiegelt sich die Differenz zu den Kategorien der gewohnten Erfahrung. Der Alltag in Vietnam funktioniert anders, lebendiger, bunter, leichter – so scheint es. Die Spuren des Krieges verhalten sich dezent. Die Brandwunden mögen verheilt sein, Agent Orange wirkt nach, das sei dabei nicht vergessen. Die Teilnahme am Schicksal Vietnams ist Teil deutsch-deutscher Zeitgeschichte. In diesem Jahr bestehen die diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Republik Vietnam 35 Jahre – ohne Zweifel ein weiterer Grund, diese außergewöhnliche Fotografieausstellung in Berlin zu zeigen.

Prof. Rudolf Schäfer zum Projekt:

Trip to Vietnam

Wenn man heute nach Vietnam reist, in unserem Fall um fotografisch zu arbeiten, ergeben sich erstaunlicherweise ähnliche Eindrücke wie sie Susan Sontag 1968 in Ihrem Buch „Trip to Hanoi“ beschreibt: „Ich kann nicht erklären, wer ich bin, und nicht einmal die Straßenschilder lesen; trotzdem fühle ich mich vollkommen sicher. […] Hanoi macht einen kultivierten und in keiner Hinsicht gewalttätigen Eindruck, und das ist überraschend, nicht nur im Vergleich zu den großen Städten Amerikas […]. Die Menschen hier sind frisch, lebhaft und sehr gesellig, dabei aber auffällig friedfertig im Umgang miteinander.[…] Vielleicht fühle ich mich so sicher, weil ich die Vietnamesen nicht ganz ernst nehme als ‚richtige Menschen’ – im Sinne der in Amerika so verbreiteten finsteren Auffassung, daß ‚richtige Menschen’ unbeständig, gefährlich sind, daß man unter ihnen nicht sicher ist. Aber ich hoffe doch, daß es das nicht ist. Schließlich würde ich es keineswegs vorziehen, wenn die Vietnamesen unangenehm oder mürrisch wären. […] Zum Beispiel betrachte ich es als Mangel, daß die Nordvietnamesen nicht richtig hassen können. Wie könnte man es sonst erklären, daß sie die Amerikaner offenbar wirklich ganz gern mögen?“ Den letzten Satz kann auch ich, lange nach dem Krieg, bestätigen.“

Aber kehren wir zum Anfang zurück. Unsere Hochschule hat vielfältige offizielle internationale Beziehungen zu anderen Kunsthochschulen, seit DDR-Zeiten schon zum Hanoi College of Industrial Fine Art und eine Delegation unter der Leitung des Rektors Bùi Quang Hài war im Januar 2008 zu Gast an unserer Schule. Der letztlich unzutreffende Arbeitstitel unseres Semesterprojektes „Good morning Vietnam“ stand schon im Oktober 2007 fest. Und unser Hauptreiseziel sollte Ho Chi Minh City, das alte Saigon und nicht Hanoi sein. Darüber hinaus musste das Projekt wenig auf repräsentative Besuche und Gegenbesuche eingerichtet sein. Dennoch dazu später.

Subtropisch bis tropisch, sozialistisch, vierundachtzig Millionen Einwohner, buddhistisch, katholisch, protestantisch, synkretistisch, pro Kopf 714 US-Dollar im Jahr, erkennbar fremd – und acht faustische Studierende an der Burg Giebichenstein-Hochschule für kunst und Design Halle auf „Fotosafari“. Vereinfachung ist gut, aber bisweilen einfach unzutreffend. Um was geht es bei diesem Projekt? Es geht um das Fremde. Das Andere sehen und fotografieren zu können, Fotografie in ihrer vornehmsten Art. Die Bilder sehen wir im Kontext. Weltanschauung kommt von Welt anschauen, sagte man selbstironisch während meiner sozialistischen Studienzeit. Ohne Mauer stimmt der Satz.

Durch die freundliche Unterstützung des Freundes- und Förderkreises der Burg Giebichenstein sogar mit einem Ausstellungskatalog ausgestattet, ist die Ausstellung der entstandenen Arbeiten ab dem 25.06.2010 in Berlin, Galerie Alte Schule Adlershof zu besichtigen. (Rudolf Schäfer)

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